Pferdebesitzer und noch schlimmer Selbstversorger sind bestens ausgerüstet für alle zu erwartenden wie auch unvorhersehbaren Ereignisse. Ein Blick in ihren Kofferraum bestätigt diese Behauptung. Dort findet sich in der Regel alles, was man benötigt, um eine komplette Pferdeherde á 720 Tieren dingfest zu machen. Außerdem ist jeder man jederzeit in der Lage 100 Hektar Weide komplett einzuzäunen, man überlebt in jedem Stau mindestens 48 Stunden, kann spontan am Straßenrand campen, kurz und gut: Man ist für jedes unvorhersehbare Ereignis bestens gerüstet.
Allerdings kann diese Komplettausstattung auch zu Problemen führen, wenn man beispielsweise in eine „Allgemeine Verkehrskontrolle“ gerät.
Führerschein und Fahrzeugpapiere? Diese Aufforderung der Polizisten kann man noch einigermaßen leicht nachkommen. Irgendwo in der Tasche, zwischen Leckerlis, Bachblüten-Tropfen (falls der Schmied unverhofft kommt), Isolatoren (kann man nie genug haben) und Feuchttüchern (um dem Pferd die Augen sauber zu machen) finden sich meist auch die gewünschten Dokumente.
Verbandskasten und Warndreieck? Ja, da wird es meist schon tricky. Die organisierten Pferdebesitzer unter uns langern sowas auf der Rückbank, die anderen: im Kofferraum. Und spätestens da fängt das Dilemma auch schon an.
Bevor man die gewünschten Dinge gefunden hat, offenbart sich den Polizisten das wahre Drama dieser simplen Frage. Entweder hat man nette Polizisten, die einem glauben, dass man irgendwo dort in den Weiten des Kofferraums wirklich die gewünschten (und gesetzlich vorgeschriebenen) Dinge verwahrt oder (und das ist die Regel), man macht sich grundsätzlich schon mal, verdächtig, denn zum Vorschein kommt die erwähnte Vollausstattung:
- Vorschlaghammer
- Bolzenschneider
- diverses Werkzeug wie Schraubenzieher und Co.
- Sturmmaske
- Gummistiefel
- Handschuhe
- und ganz wichtig diverse leuchtstarke Taschenlampen
- blaue Müllsäcke, falls man mal Heuballen im Auto transportieren muss.
Kurz und gut, der Pferdebesitzer erkennt: Alles vorhanden, was man benötigt, um in völliger Dunkelheit Zäune zu flicken. Bei der Polizei allerdings kommt durchaus der Verdacht auf, man könnte hier das Mitglied einer gut organisierten Verbrecherbande dingfest gemacht haben.
Glücklicherweise kann man durch das Zeigen unzähliger Pferdefotos auf dem Smartphone und der obligatorisch am Rückspiegel baumelnden Mini-Deko-Trense in Kombination mit 27 Halftern aller Größen, 12 versifften Satteldecken, die man schon seit letztem Winter endlich mal waschen will, und der Beteuerung, dass es wirklich so ist, wie man erzählt, meist aus der Situation herauskommen.
Es würde mich allerdings nicht wundern, wenn eines Tages doch die Polizei bei mir vor der Tür steht und zumindest die Vermutung äußert, man könnte an irgendeinem Einbruch beteiligt gewesen sein. Das passende Equipment hat man allemal und die Polizei hat durch die Kontrolle unsere Personalien. Aber mit Sicherheit hat man dann auch das passende Alibi. Garantiert stapfte man gerade bei Eiseskälte durch die Nacht und reparierte mal wieder irgendeinen kaputten Zaun.
Dass man bei der Kontrolle übrigens nicht auch noch ein Zwergpony auf dem Beifahrersitz dabei hatte, ist in den meisten Fällen übrigens pures Glück.